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Redaktion - 19. November 2020 - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Wenn Autos zu Datenkraken werden

Ein Wochenendausflug mit dem Auto kann unglaublich schön sein und moderne Fahrzeuge sind sehr sicher – das ist zumindest die Vermutung. Auch wenn dies natürlich im Bezug auf die Sicherheit des Fahrers selbst stimmt, sind die Daten des Fahrers nicht unbedingt so sicher.

Moderne Autos kommen mit einer ganzen Menge Elektronik, die Nutzerdaten durch verschiedene Geräte sammeln können. Was genau wird von Nutzern gesammelt, kann man sich schützen und wie ist der Sicherheitsstand verglichen mit anderen Geräten?

Was von Fahrzeugen gesammelt wird

Wenn man denkt, dass es für Fahrzeuge schwierig ist, Daten über den Fahrer zu sammeln, dann liegt man leider falsch. Vor allem im modernen Auto werden allerlei Daten gesammelt, denn die Software muss ja irgendwie funktionieren. Dazu zählen interne Abläufe wie zum Beispiel das eingebaute GPS, das die Route, die Geschwindigkeit des Autos und einiges mehr aufzeichnen kann, bis hin zu Geräten, die mit dem Auto verbunden sind, wie etwa das eigene Smartphone.

Wie in einer Studie des ADAC beschrieben wird, geht die Datensammlung aber noch weiter. Neben GPS-Daten werden in vielen modernen Fahrzeugen auch die Statusdaten wie Reifendruck, Kilometerstand oder Tankfüllung an den Fahrzeughersteller übermittelt. Sogar die „Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen“ wurde bei der Mercedes B-Klasse übertragen. Auch beim Ein- und Ausschalten bestimmter moderner Fahrzeuge gibt es viele Daten, die an den Hersteller übermittelt werden – wie z.B. die Inhalte der Fehlerspeicher, erneut der Kilometerstand und vieles mehr.

Diese Daten werden angeblich zur Verbesserung zukünftiger Fahrzeuge genutzt, doch ist eine so tiefgreifende Datensammlung wirklich nötig?

Die Cybersicherheit beim Autofahren

Wie man sieht, hängen Autohersteller beim Thema Cybersicherheit weit hinterher. Daten werden ohne Wahl des Nutzers bei jedem Fahren, Ein- und Ausschalten übertragen und können, je nach Verschlüsselung, ganz einfach von Hackern oder Unbefugten ausgelesen werden.

Im Vergleich zu Computern ist der Unterschied dabei noch deutlicher: denn bei Computern ist es ganz einfach möglich, ein VPN einzuschalten, das die Sicherheit beim Surfen und Übertragen von Daten stark erhöht. Das ist beim Auto natürlich nicht möglich. Hier werden die Daten ohne Wissen und Auswahl des Nutzers gesendet.

Natürlich ist dies die Zeit, in der wir leben: alles ist mit Software und Technologie so vollgestopft, dass es schwierig ist, noch ohne Internetverbindung oder Datensammlung zu leben. Dennoch: ein gewisser Sicherheitsstandard sollte auf jeden Fall vorhanden sein und die Autohersteller leben in dieser Hinsicht noch im vergangenen Jahrzehnt.

Daten ohne Widerspruch

Das Problem reicht aber noch weiter: wie in der Studie des ADAC beschrieben, werden viele Daten ohne Wissen des Nutzers gesammelt. Es gibt also kaum Transparenz auf Seiten des Autoherstellers. Wofür werden die Daten genau gesammelt, was machen sie mit den Daten? All das sollte der Kunde wissen, doch genau diese Transparenz ist im Moment noch verschwindend gering.

Hinzu kommt, dass die meisten Nutzer von Fahrzeugen ihre Daten sicher lieber privat halten würden. Es wäre den Herstellern also durchaus angeraten, den Kunden eine Wahl zu geben, ob sie ihre Daten mit den Herstellern teilen wollen. Gleichzeitig muss von den Herstellern natürlich mitgeteilt werden, wofür die Daten genau genutzt werden. Nur so kann der Kunde sich genau informieren und dann eine gute Entscheidung treffen.

Dies wird auch in anderen Branchen getan: Software auf dem Computer nimmt zum Beispiel oft Nutzerdaten auf, weist den Nutzer aber entsprechend darauf hin. Selbst die Cookieabfrage auf Webseiten ist gewissermaßen eine transparente Form der Datensammlung.

Datensammlung für das Allgemeinwohl

Dennoch: die Datensammlung hat nicht unbedingt nur etwas Schlechtes. Sobald die Probleme mit der Sicherheit und der Zustimmung der Nutzer gelöst wurden, gibt es durchaus löbliche Anwendungsmöglichkeiten. In diesem Artikel wird beschrieben, wie der Reifenhersteller Hankook in Kooperation mit SK Planet, einem Datenunternehmen, versucht, potenzielle Verkehrsrisiken in Echtzeit zu minimieren.

Dies wird durch die Analyse von Umgebungsdaten durch Kameras oder Geräuschdetektoren ermöglicht. Diese können Gefahren oder Probleme in Echtzeit erkennen und diese an die entsprechenden Behörden weiterleiten, um zum Beispiel Schnee zu beseitigen oder Schlaglöcher zu reparieren.

Eine ähnliche Möglichkeit gibt es auch für die Nutzung der GPS-Daten. Google Maps nutzt Verkehrsdaten, die von vielen Umgebungsmessern, aber auch von den Autos stammen, um die Verkehrslage vorhersagen zu können und bessere GPS-Navigation zu bieten.

 

Die Datensammlung im eigenen Auto ist vor allem in der heutigen Zeit enorm und viele Hersteller weisen den Kunden nicht oder nur unzureichend darauf hin. Der Schutz dieser Daten steht dabei auch in Frage: wie sehr werden die eigenen Verkehrsdaten geschützt? Diese Daten können auch für das Allgemeinwohl genutzt werden, jedoch ist zunächst wichtig, dass die Privatsphäre der Verkehrsteilnehmer gewahrt wird, die Hersteller in Sachen Cybersicherheit nachrüsten und dass mehr Transparenz geschaffen wird.

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Redaktion am 19.11.2020 veröffentlicht.