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Wachsende Kritik an Verbrenner-Verbot
mid Groß-Gerau - Besser als ihr Ruf: Heutige Verbrennungsmotoren sind deutlich sauberer als früher. webandi / pixabay.com
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Lars Wallerang - 15. Juli 2021, 10:57 Uhr - 4x4 Allrad NEWS

Wachsende Kritik an Verbrenner-Verbot

Die EU-Kommission will den Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Doch immer mehr Unternehmen und Verbände kritisieren das pauschale Aus für diese Antriebstechnik. Als Fehler wird vor allem die Abkehr von der Technologieoffenheit betrachtet.


Die EU-Kommission will den Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Doch immer mehr Unternehmen und Verbände kritisieren das pauschale Aus für diese Antriebstechnik. Als Fehler wird vor allem die Abkehr von der Technologieoffenheit betrachtet. Das Verbot sei "nicht innovationsfreundlich" urteilt beispielsweise der Verband der Automobilindustrie (VDA).

Das "Fit for 55"-Paket, mit dem die Klimapolitik der EU umfassend neugestaltet werden soll, verfolge zwar die richtigen Ziele, schlage dabei aber an wichtigen Stellen den falschen Weg ein, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Bei den ehrgeizigen Zielen zur Minderung der CO2-Emissionen von Fahrzeugen bleibt unberücksichtigt, dass wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Transformation mit den vorgeschlagenen Instrumenten nicht geschaffen werden."

Das Klimaschutz-Paket "Fit for 55" der EU-Kommission führe faktisch zum Verkaufsverbot von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab 2035, betont derweil der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Dann dürfen Neufahrzeuge kein CO2 mehr ausstoßen. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat müssen dem Paket jedoch noch zustimmen.

Für den ZDK ist das der falsche Weg. "Wer sich einseitig auf die Elektromobilität festlegt, vergibt die große Chance, auf Basis klimaneutral betriebener Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sehr schnell und nachhaltig zum Erreichen der Klimaziele beizutragen", sagt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski.

Kritik kommt auch von Unternehmen direkt: Der Technologiekonzern Mahle begrüßt zwar ausdrücklich den Ansatz der EU-Kommission, einen Pfad zur Klimaneutralität zu definieren, jedoch sehe man in den Vorschlägen der Kommission die erforderliche Ausgewogenheit im Dreiklang aus Umweltschutz, Technologie und Beschäftigung nicht gegeben.

Die EU-Kommission verabschiede sich damit endgültig vom Ansatz der Technologieoffenheit. "Das Vorschreiben einer Technologie widerspricht den freien Märkten und dem Wettbewerbsgedanken, für den Mahle steht und gefährdet Wertschöpfung und letztlich Arbeitsplätze in Deutschland und Europa", sagt Michael Frick, CFO des Konzerns und Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung.

Das Ziel der CO2-Neutralität auf der von der EU-Kommission angewandten Berechnungsgrundlage führt zu einem steilen Anstieg des E-Fahrzeuganteils bei den Neuzulassungen. Innerhalb von nur 14 Jahren steigt dieser von heute unter zehn auf 100 Prozent.

Eine derartige Transformationsgeschwindigkeit unter politischer Vorgabe sei in der industriellen Historie beispiellos. Mahle sieht die Vorschläge der EU-Kommission als Eingriff in die globale Wettbewerbsfähigkeit und befürchtet erhebliche Auswirkungen auf die europäischen und insbesondere die deutschen Standorte.

Lars Wallerang / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEWS wurde von Lars Wallerang am 15.07.2021, 10:57 Uhr veröffentlicht.