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Continental: Autonomes Fahren ist 2025 serienreif
mid Groß-Gerau - Für automatisiertes Fahren ist Continental technologisch bereits breit aufgestellt. Continental
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Klaus Brieter - 2. Juli 2021, 15:09 Uhr - 4x4 Allrad NEWS

Continental: Autonomes Fahren ist 2025 serienreif

Der deutsche Technologiekonzern Continental hebt den Vorhang von seiner Entwicklung zum autonomen Fahren und verspricht für die nahe Zukunft eine sichere und bezahlbare Lösung.


Der deutsche Technologiekonzern Continental hebt den Vorhang von seiner Entwicklung zum autonomen Fahren und verspricht für die nahe Zukunft eine sichere und bezahlbare Lösung.

Abseits der allgegenwärtigen Diskussion, ob Verbrennungsmotoren in der näheren Zukunft bei der Mobilität noch eine wichtige Rolle spielen, läuft die Entwicklung des autonomen Fahrens auf Hochtouren. Continental widmete dieser Form des Fortkommens einen kompletten Thementag und gab den Ausblick frei, wann die Technik serienreif ist.

Autonome Mobilität hängt allerdings nicht nur mit der Frage zusammen, wie sie technisch realisiert werden kann. Schließlich muss es für selbstfahrende Autos auch gesetzliche Grundlagen geben, in denen die Rahmenbedingungen klar definiert sind. Auf internationaler Ebene laufen die Fäden in Fachkommissionen der UNO zusammen. Trotzdem ist noch kein einheitliches Bild sichtbar. Allein in den USA variieren die Vorschriften je nach Bundesstaat.

Ganz vorn dabei ist Deutschland, das eine Vorordnung formuliert hat, die das autonome Fahren auf dem sogenannten "Level 4" möglich macht. Bei diesem Entwicklungsstand übernimmt der Wagen auf Wunsch bereits sehr viele Fahrmanöver in Eigenregie. Die Hände dürfen dann vom Lenkrad genommen werden, allerdings muss der Fahrer beim Warnsignal wieder selbst eingreifen.

Eins ist klar: Autonomes Fahren ist so komplex, dass es von den Technikern nicht in wenigen Wochen realisiert werden kann. Dazu braucht es viele Jahre, wenn das System absolut sicher funktionieren soll. Der Löwenanteil der Entwicklung muss von den Software-Entwicklern geleistet werden. Keine beruhigende Feststellung, wenn man daran denkt, mit welchen Problemen diese Fachrichtung bei jedem Update im Smartphone- oder Computerbereich kämpft.

Die zu entwickelnden Algorithmen, die mit künstlicher Intelligenz gekoppelt sind, sollen mit allen denkbaren Situationen fertig werden. Um den Steuerelementen die richtigen Befehle zu geben, müssen sie zum Beispiel die unterschiedlichsten Fahrweisen, Straßenzustände, Verkehrsprofile und Verkehrsschilder klar einordnen. Zudem sollen sie eine klare Vorstellung davon haben, wer oder was sich da auf der Straße vor oder neben dem Auto befindet: Menschen, Tiere oder Gegenstände.

Und auch das beschäftigt die Ingenieure: Wie sieht es mit der Akzeptanz bei den Kunden aus? Denn hier treffen die Gegensätze von individuellem Fahrspaß und reiner Transportfahrt aufeinander. Letztlich hängt es von der Situation ab: Eine eher sportliche Gangart auf kurvenreichen Straßen wird man kaum an das Fahrzeug abtreten wollen, während der autonome Assistent das nervige Anhalten und Anfahren im Stau gern übernehmen kann.

Den Durchbruch erwarten die Experten von Continental, die sich seit etlichen Jahren intensiv mit dieser Zukunftstechnik befassen, ohnehin im kommerziellen Logistik-Bereich. Die über längere Strecken monotonen Anforderungen im Führerhaus der Lastwagen ermüden oder mindern die Aufmerksamkeit. Die Folge: Bei den allermeisten Unfällen ist menschliches Versagen die Ursache. An dieser Stelle kann das autonome Fahren gefährliche Situationen im Keim ersticken. Abgesehen von den wirtschaftlichen Vorteilen für Speditionen, wenn sie ihre Lastwagen bei Verbindungsfahrten zwischen Verteilerzentren unabhängig von den Lenkzeiten flexibler einsetzen können.

Auf der Hardwareseite setzt Continental auf den Klassiker: Das Zusammenspiel von Kameras, Radar- und Lidartechnik. Lidar ist dem Radar sehr ähnlich: Statt Radiowellen werden zum Ermitteln von Geschwindigkeiten und Entfernungen Laserstrahlen eingesetzt. Geht es darum, Hindernisse auf der Fahrbahn genau zu identifizieren, ist Lidar dem Radar in vielen Bereichen überlegen, das als redundantes System jedoch weiterhin erforderlich bleibt.

Im Nahbereich deckt das Lidar in einem weit angelegten Winkel den Bereich bis zu 50 Metern ab, im Fernbereich erfasst es vor dem Fahrzeug bis zu 1000 Metern. Ein weiterer Vorteil: Lidar kommt mit den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen zurecht und erkennt auch kleinere Objekte auf der Straße. Überdies benötigt es sehr wenig Bauraum, sodass die Sensoren sehr schlank an allen denkbaren Positionen der Karosserie eingebaut werden können.

Wie aufwändig es ist, alle Komponenten für das automatisierte Fahren abzustimmen und zur Serienreife voranzutreiben, ist daran zu erkennen, welche Flut an Daten die Testflotte von Continental einsammelt: täglich 100 Terabytes. Um nicht der Gefahr zu erliegen, als großer Konzern von seiner Schwerfälligkeit erwürgt zu werden, arbeitet Continental mit kleineren Partnern zusammen, die mit ihrem Spezialwissen schneller auf besondere Anforderungen reagieren können. Im Lidarbereich ist beispielsweise das in Kalifornien ansässige Unternehmen AEYE der rührige Kooperationspartner.

Auch wenn sich Continental noch bedeckt hält, welcher Autohersteller 2025 mit der Continental-Lösung zum autonomen Fahren auf Level-3/Level-4-Niveau in Serie gehen wird, hat der Technologiekonzern schon jetzt den Schleier von der Preisvorstellung gezogen: unter 5.000 Euro. Ein Kampfpreis im Vergleich zu den Anfängen der Radartechnik im Auto, die damals mit den ersten automatischen Geschwindigkeitsregel-Anlagen (ACC) auftauchte.

Klaus Brieter / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEWS wurde von Klaus Brieter am 02.07.2021, 15:09 Uhr veröffentlicht.