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Jürgen Zöllter - 5. Januar 2018, 14:43 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Jeep Wrangler: Die Legende lebt

''Nirgendwo auf der Welt stehen die Berge so eng beieinander, als gäbe es keine Täler zwischen ihnen'', notiert James Cook ins Logbuch. Der Seefahrer ankert im März 1770 vor der Südinsel Neuseelands, blickt auf die Aspiring Mountains und sieht keinen Grund, das unwirtliche Land zu betreten. Rund 247 Jahre später entscheiden wir anders, landen einen automobilen Dauerbrenner auf 17-Zoll-Reifen an und erkunden mit ihm das Ende der Welt.

"Nirgendwo auf der Welt stehen die Berge so eng beieinander, als gäbe es keine Täler zwischen ihnen", notiert James Cook ins Logbuch. Der Seefahrer ankert im März 1770 vor der Südinsel Neuseelands, blickt auf die Aspiring Mountains und sieht keinen Grund, das unwirtliche Land zu betreten. Rund 247 Jahre später entscheiden wir anders, landen einen automobilen Dauerbrenner auf 17-Zoll-Reifen an und erkunden mit ihm das Ende der Welt. Wir kosten von der beeindruckenden Landschaft, gestützt auf die Überlebenskunst eines Fahrzeugs, das in der Automobilgeschichte seines Gleichen sucht. Während moderne SUV mit selbsttragenden Karosserien unsere Personenwagen-Kultur prägen, bleibt der "letzte Mohikaner" seinen Ursprüngen treu. Wir starten den neuen Jeep Wrangler, die jüngste Wiedergeburt einer inzwischen automobilen Legende, deren Urvater erstmals 1942 das Licht der Welt erblickte. Es ist der Jeep JL Wrangler Rubicon.

"Er ist unser Porsche 911", beschreibt Mike Allen die Rolle des rauhbeinigen Wrangler für die Marke Jeep im Fiat Chrysler Konzern. Wie der deutsche Sportwagen begeistert der amerikanische SUV durch authentisches Design in Verbindung mit einer konsequent fürs Fahren in der Wildnis optimierten Technik. "Sobald wir eine Überarbeitung unserer Markenikone ankündigen", erklärt der Jeep Chefdesigner mit hängenden Mundwinkeln, "geht ein Aufschrei durch die Jeep-Gemeinde, verbunden mit der Forderung, das Design keinesfalls anzutasten!" Allen weiter: "Doch wir haben es getan!" Während wir uns Zentimeter um Zentimeter übers Geröll des reißenden Gletscherbaches arbeiten, schaukeln zwei Jeep-Entwickler im Fond des Zweitürers mit kurzem Radstand kräftig durch. In zehn Jahren Reifezeit haben sie Hand an den Wrangler gelegt. Äußerst vorsichtig, wie Allen betont. Jeep-Baureihenleiter John Mrozowski widerspricht: "Wir haben ihn komplett erneuert!" Hinsichtlich ihrer Entwicklungsaufgaben liegen beide richtig.

Das Designteam scheint die 10-jährige Entwicklung des neuen Wrangler entspannt durchlebt zu haben, denn das Exterieur kennt keine Überraschungen, seine Proportionen bleiben unverändert. Doch halt: Der Jailhouse-Grill ist jetzt trapezförmig modelliert, drängt mit einem horizontalen Knick nach vorn. Die Stossfänger bauen filigraner, die Räder stehen bündig in den Radhäusern, diese sind in Karosseriefarbe zu haben und nehmen das LED-Band fürs Tagfahrlicht auf. Auch strahlen die runden Frontscheinwerfer in LED-Technik heller. Die Motorhaube liegt jetzt horizontal, trägt zwei Luftauslässe. "Chimneys", wie Mark Allen sagt, "die von den Triebwerken angeregte Resonanzen unterbinden." Die Frontscheibe liegt flacher. "Ist größer", wirft der Chefdesigner ein, "so wie alle Fensterflächen über der niedrigeren Gürtellinie für bessere Sicht rundum." Mit wenigen Handgriffen legt man die Windschutzscheibe nach vorn ab und entfernt die Türen. Der Urvater Willy's lässt grüssen!

An dieser Stelle schwillt Mrozowski die Brust: Als echter Geländewagen baue der Wrangler natürlich weiterhin auf einen Kastenrahmen. Neuerdings besteht dieser zu 57 Prozent aus hochfesten, leichten Stählen und zu drei Prozent aus Aluminium. Türen, Motorhaube, Windschutzscheibenrahmen und Radhäuser sind komplett aus Aluminium, die Hecktüre aus Magnesium. So baut er nicht nur deutlich robuster, sondern mit 1.894 Kilo (Zweitürer, Vierzylindermotor, Automatik) auch leichter als sein Vorgänger. Wenngleich er weit davon entfernt bleibt, ein Leichtgewicht zu sein.

Während moderne SUV mit selbsttragender Karosserie die automobilen Weltmärkte treiben, pflegt die amerikanische Offroad-Ikone Jeep Wrangler ihren archaischen Stil. Mit Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und sperrbaren Differenzialen arbeitet er sich durchs Gelände wie die Axt im Walde. Auf Asphaltstrassen zieht er neuerdings gepflegter ab. Das ist neu! Nicht zuletzt dank seines 2,0-l-Vierzylinder-Turbomotors mit Achtgangautomatik, der bis zu 272 PS und 400 Nm bereitstellt. Die Einheit stammt von Alfa Romeo und lässt das für Amerika verbaute, frei atmende 3,6-l-Sechszylindertriebwerk ziemlich alt aussehen.

Vorbei die Zeiten der Bocksprünge und launigen Richtungswechsel! Der neue JL überrascht mit Federungskomfort und einer elektro-hydraulischen Lenkung, die tatsächlich dem Fahrerwunsch folgt. Und wenn es in Neuseeland einmal nicht regnet, ist sein Faltdach (jetzt ohne Reißverschlüsse, doch mit Gestänge) mit wenigen Handgriffen geöffnet und hinter den Sitzen abgelegt. Wir schaffen es in zwei Minuten, selbstverständlich von Hand, wie es sich für echte Kerle gehört! Wer sich nicht angesprochen fühlt, darf ab Ende 2018 ein elektrisches Faltdach ordern.

Der Jeep Wrangler für die nächsten 10 Jahre ist geblieben, was er immer schon war: ein robuster und origineller Geländegänger. Mit Start-Stopp-Automatik, TFT-Bildschirmen, Rückfahrkamera, Tote-Winkel-Assistent und anderen Sicherheitsmerkmalen sind nun Errungenschaften der Moderne eingezogen, die eher nicht in der Wildnis Neuseelands gebraucht werden, sondern im Dschungel der Großstädte auf der nördlichen Hemisphäre. In Deutschland wird er Mitte 2018 erwartet.

Jürgen Zöllter / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Jürgen Zöllter am 05.01.2018, 14:43 Uhr veröffentlicht.