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Lars Wallerang - 15. Juni 2018, 11:25 Uhr - 4x4 Allrad RATGEBER

Wasser auf der Fahrbahn oft tiefer als gedacht

Nach ergiebigen Regenfällen sind die Straßen oft mehr als nass. Autobahnen können sich in veritable Wasserbecken verwandeln. Die Tiefe ist ihnen nicht anzusehen.


Deutschland wird bei den aktuellen Wetterkapriolen immer öfter von heftigen Gewittern erschüttert. Dabei setzt Starkregen den Menschen schwer zu. Davon sind natürlich auch die Autofahrer betroffen. Denn nach ergiebigen Regenfällen sind die Straßen oft mehr als nass. Autobahnen können sich in veritable Wasserbecken verwandeln. Die Tiefe ist ihnen nicht anzusehen. Vor allem Spurrillen stellen eine unsichtbare Gefahr dar.

"Spurrillen sind bei Regen besonders tückisch", sagt Eberhard Lang von TÜV Süd. Bei stärkeren Niederschlägen würden sie vom Wasserfilm überdeckt. Statt wenige Millimeter könne die Tiefe in den ausgefahrenen Spuren dann plötzlich mehr als einen Zentimeter betragen. Faustformel: Verschwindet die Spur eines Vorausfahrenden im Wasser sehr schnell, ist Vorsicht geboten. Das deutet auf viel Wasser auf der Straße hin. Umgekehrt sind Schaumspuren die Zeichen eines gefährlichen Schmierfilms. Er tritt besonders nach langer Trockenheit oder zu Beginn des Regens auf.

Und acht Millimeter Wassertiefe sind in Spurrillen und bei starkem Regen schnell erreicht. Mit guten Neureifen und einer Profiltiefe von ebenfalls acht Millimeter beginnt das Aufschwimmen bei etwa 80 km/h, sagen die Experten. Auf drei Millimeter abgefahrene Pneus verlieren schon bei 68 km/h die Bodenhaftung. TÜV Süd empfiehlt deshalb den Austausch der Bereifung bei vier Millimeter Restprofil.

Die Warnsignale sind eindeutig. Heftiges Wasserrauschen von unten und eine zunehmend leichtgängigere Lenkung kündigen das drohende Aufschwimmen an. Schließlich reagiert die Lenkung überhaupt nicht mehr. Bei Fronttrieblern drehen die Antriebsräder blitzartig durch, der Motor heult auf und die Nadel des Drehzahlmessers macht Sprünge. Das Fahrzeug ist außer Kontrolle geraten, der Zufall und die Physik bestimmen dann über Unfall oder nicht.

Oberstes Gebot bei Aquaplaning-Gefahr ist, das Tempo zu drosseln. Bei starkem Regen und Spurrillen sind oftmals schon 100 km/h deutlich zu schnell. Gleichzeitig sollte der Sicherheitsabstand verdoppelt werden. Erhöhte Aufmerksamkeit und besondere Vorausschau können bei Gefahren wertvolle Sekunden zur Verhinderung eines Unfalls schaffen.

"Schwimmt das Auto auf, ist die Geschwindigkeit weiter zu verringern", rät der Experte. Und: Bei plötzlich auftauchenden Gefahren sollte man mit voller Kraft bremsen. Das ABS sorgt für die optimal erzielbare Verzögerung. "Die sogenannte Stotterbremse ist dem weit unterlegen und nur bei Autos ohne Anti-Blockier-System sinnvoll", so der Fachmann.

Kraftvolle und hektische Lenkbewegungen sind Gift für die Stabilität und Beherrschbarkeit des Autos. Reagiert es nicht auf kleine Lenkeinschläge, gilt es zu warten, bis die Reifen wieder greifen. Sehr gefährlich ist es, mit eingeschlagenen Rädern auf einem Wasserfilm zu gleiten. Das Auto bricht nämlich schlagartig aus, wenn wieder Bodenkontakt hergestellt ist.

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto RATGEBER wurde von Lars Wallerang am 15.06.2018, 11:25 Uhr veröffentlicht.