ALLRAD-NEWS

Elfriede Munsch/SP-X - 11. Februar 2018, 11:59 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Mit dem Subaru WRX STI übers Eis - Wenn es zum Laufen zu glatt ist

Eine Redensart besagt, dass der Esel aufs Eis geht, wenn er sich zu wohl fühlt. Will der Autofahrer kein Esel sein, lässt er den Wagen stehen. Außer er hat einen abgesperrten Testparcours und ein Allradfahrzeug, dann kann er seinen Übermut auf allen Vieren ausleben.

Vor dem Hintergrund schneebedeckter Berge wirbelt bei schnellen Kurvenfahrten Schnee und Eis hoch, dazu strahlender Sonnenschein und klirrende Kälte. Das sind Bilder, die vor dem geistigen Auge entstehen, wenn ein Drifttraining mit dem 300 PS-Boliden Subaru WRX STI Anfang Januar im Salzburger Land auf gut 1.200 Metern Höhe terminiert ist. Aber dann setzt in der Nacht vor dem Training Tauwetter ein, am Morgen zeigt das Thermometer 10 Grad Plus, es gießt aus Kübeln und der Testparcours hat sich in eine riesige Pfütze mit ein wenig Schnee und viel Eis als Untergrund verwandelt.
Aber von solchen Widrigkeiten lässt sich Werner Gusenbauer nicht den Tag verderben. Der Ex-VLN-Rennfahrer und Driftprofi grummelt zwar ein wenig vor sich hin, nimmt die Wetterlage mit ihren nassen und rutschigen Konsequenzen aber mit Humor: ,,Zum Laufen ist es jetzt zwar zu glatt, aber Autofahren geht immer!".
Die Geheimnisse des Drifttrainings mit einem Allrader: Viel Gefühl, dem richtigen Einlenken, der ausbalancierten Dosis Bremskraft und gekonntem Gegenlenken. So lässt sich ein Allrader durch Kurven driften. Das Wichtigste ist aber Übung. Bevor noch das ganze Trainingsgelände wegtaut, geht es ans Steuer des WRX STI.
Gusenbauer ist ein großer Fan des Japaners. Besonders die direkte Lenkung, der permanente Allradantrieb, die klassische Handbremse und natürlich die Leistung begeistern den Fahrsicherheitstrainer. Daher hat er sich noch bevor die Sportlimousine Ende des Jahres vom Markt verschwindet, mit 15 Fahrzeugen eingedeckt. Für seine letzten Monate hat das kompakte Kraftpaket (ab 44.500 Euro) einige Modifikationen erhalten, darunter dezente Retuschen an der Front sowie eine verbesserte Serienausstattung. Unverändert geblieben ist der 2,5-Liter-Turbo mit 221 kW/300 PS. Sein maximales Drehmoment von 407 Nm liegt bei 4.000 U/min an.
Theoretisch gelingt ihm der Standardspurt in 5,2 Sekunden. Doch mit rutschigem Eis als Beschleunigungsunterlage dauert es mindestens dreimal so lange. Hohe Geschwindigkeiten sind aber eh nicht gefragt. Schließlich gelten auch für einen Allrader die physikalischen Gesetze, also extra lange Bremswege auf Eis.
Wir starten mit leichten Drift-Übungen: Erst einmal muss man ein Gefühl für die Glätte entwickeln, langsam geht es mit ausgeschaltetem ESP durch einen Slalom-Parcours. Wer zu flott ist, dreht sich schnell um die eigene Achse. Wie war das in der Theorie? Kurz bremsen, spüren, wie das Heck leichter wird und dann gegenlenken. Aber nicht zu viel. Dann wieder Lenkrad gerade stellen und dabei Gas geben. Die Kunst ist, von allem nicht zu viel oder zu wenig tun. Also üben, üben, üben.
Für Fortgeschrittene ist der kurvige Parcours. Statt Pylonen zu umfahren, gilt es nun eisige Kurven zu bewältigen, ohne sich zu drehen oder von der Strecke zu rutschen. Von Driften kann zunächst keine Rede sein. Fühlt sich eher an, als schleiche man auf allen vier Rädern über die Strecke. Gusenbauer zeigt, wie es gehen kann. Wasser-Schnee-Fontänen spritzen hoch. ,,Traut Euch", fordert er über Bordfunk auf. Gesagt, getan und schon macht das Auto den Abflug. Am Schnellsten kommt eben der ans Ziel, der am Gefühlvollsten mit Bremse, Gas und Lenkung umgehen kann.
Köpfchen, Gefühl und Geschick braucht man auch für den regelmäßig durchgeführten Fahrerwechsel. Einfach ums Auto herumgehen ist schwierig, denn zum Laufen ist es tatsächlich viel zu glatt. Aber man weiß nun, wozu der große Heckflügel taugt. Anpressdruck für hohe Geschwindigkeiten? Ja, aber er gibt auch guten Halt, wenn man sich entlang hangelt, um auf die andere Fahrzeugseite zu gelangen.
Neben der Erkenntnis wie praktisch ein Heckflügel sein kann, steht ganz oben die Erfahrung, dass bei Glätte weniger mehr ist und man, wenn es zum Laufen zu glatt ist, abseits des abgesperrten Testparcours, also im öffentlichen Straßenverkehr das Auto besser stehen lässt. Am Ende des Tages sorgte der WRX STI noch für einen Lacher. Als die Temperaturen wieder sinken und aus Regen leichter Schneefall wird, leuchtet im Fahrerdisplay auf: ,,4 Grad: Warnung vor Fahrbahnglätte". Wer hätte das gedacht?

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Elfriede Munsch/SP-X am 11.02.2018, 11:59 Uhr veröffentlicht.