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Konrad Winterstein - 19. Juni 2017, 15:36 Uhr - 4x4 Allrad NEWS

Volvo V40: Der Kleine mit dem großen Herzen für Fußgänger

An der 90 kommt momentan niemand bei Volvo vorbei: Nachdem die Schweden seit 2015 mit SUV, Limousine, Kombi und Cross Country ihre Top-Linie aktualisiert haben, sind die stylischen Autos mit dem markanten Bug die Volvo-Zugpferde. Doch auch am anderen Ende der Modellpalette tat sich was: Der kompakte Kombi V40 erhielt das markante ''Thors-Hammer''-Tagfahrlicht der 90er-Modelle - und behielt zum Glück sein Fußgängerschutz-System, das er 2012 als Weltpremiere in Serie brachte.

An der 90 kommt momentan niemand bei Volvo vorbei: Nachdem die Schweden seit 2015 mit SUV, Limousine, Kombi und Cross Country ihre Top-Linie aktualisiert haben, sind die stylischen Autos mit dem markanten Bug die Volvo-Zugpferde. Doch auch am anderen Ende der Modellpalette tat sich was: Der kompakte Kombi V40 erhielt das markante "Thors-Hammer"-Tagfahrlicht der 90er-Modelle - und behielt zum Glück sein Fußgängerschutz-System, das er 2012 als Weltpremiere in Serie brachte: Er schützt Passanten bei einem Unfall mit einem Airbag, der sich über die Windschutzscheibe spannt.

Das erzielt zwar nicht so viel Aufmerksamkeit wie die auffälligen Tagfahrleuchten, die nun im Stil der 90er-Modelle in die Scheinwerfer integriert sind. Es passt aber gut zum Volvo-Image des Quer- und Neudenkers, wenn es um die Sicherheit von Fahrzeuginsassen und Zweiradfahrern oder Fußgängern geht.

Der Fußgänger-Airbag des V40 und seiner mittlerweile eingestellten Baureihen-Kollegen, der Limousine S40 und des hochbeinigen Cross Country, war bei der Vorstellung des V40 im Jahr 2012 eine Weltpremiere. Kein anderer Hersteller setzte dieses System ein; man verließ sich lieber darauf, unter der Motorhaube genügend Raum zu lassen, damit das Blech beim Unfall nach unten schwingen kann - oder die Haube mittels Pyrotechnik anzuheben, um diesen für einen sanften Aufprall des Kopfes wichtigen Raum zu schaffen.

Dieser Ansatz ist sicher nicht falsch, denn unter der relativ elastischen Motorhaube liegen ja massive, harte und kantige Teile des Antriebs, die gravierende Kopfverletzungen verursachen können. Und zu denen kommt es erschreckend oft: Allein in Europa sterben, so Volvo, pro Jahr etwa 5.000 Fußgänger nach Kollisionen mit einem Personenwagen; viele weitere werden zum Teil schwer verletzt, wobei die schwersten Verletzungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durch den Aufprall des Kopfes auf den Vorderwagen verursacht werden.

Volvo hat hierzu einen Schutz aus sicher ergänzenden Systemen entwickelt, der im Bereich zwischen 20 und 50 km/h aktiv ist. Die ungewöhnlichste Komponente dieses Systems ist der Airbag zwischen Motorhaube und Windschutzscheibe. Lässt sich eine Kollision mit einem Passanten nicht mehr verhindern, lösen sieben Beschleunigungssensoren in der vorderen Stoßstange zunächst einen pyrotechnischen Zünder aus, der das Motorhaubengelenk freigibt. Der ausgelöste Airbag hebt die Motorhaube um etwa zehn Zentimeter an, breitet sich innerhalb von 50 Millisekunden U-förmig aus und deckt so das untere Drittel der Windschutzscheibe sowie einen großen Teil der beiden A-Säulen ab.

Damit legt sich der Airbag für ungefähr 300 Millisekunden über diese beim Kopfaufprall besonders gefährlichen Karosserieteile. Zusammen mit dem zwischen Motorhaube und Motorblock entstandenen Raum wird der Aufprall des Fußgängers spürbar abgefedert. Die Motorhaube des Volvo V40 hat im Vergleich zu herkömmlichen Motorhauben zusätzlich einen Durchbiegungsbegrenzer. Er hilft ebenfalls, einen Kontakt des Kopfes mit den harten Teilen unter der Haube zu verhindern. Der gesamte Vorgang - von der Auslösung bis zur vollen Entfaltung des Airbags - läuft innerhalb weniger Hundertstelsekunden ab.

Drei von vier Unfällen mit Fußgängern spielen sich bei weniger als 40 km/h ab - bei Stadtverkehrstempo also. Dass es erst gar nicht zum Unfall kommt, dafür trägt im V40 wie in allen anderen Volvo ein Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung Sorge. Sensoren überwachen den Verkehrsraum vor dem Auto und können bei weniger als 35 km/h eine Kollision in den meisten Fällen vermeiden. Bei höheren Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h senkt der Assistent das Tempo durch eine Gefahrenbremsung um bis zu 25 km/h - also in den Bereich unterhalb von 50 km/h, in dem der Fußgängerairbag aktiv ist.

Das Tagfahrlicht im Stil der größeren Volvo mag schön anzusehen sein, doch dieses Schutzsystem für die schwächsten Verkehrsteilnehmer ist dann doch erwähnenswerter. Wahre Schönheit kommt eben doch von innen.

Konrad Winterstein / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEWS wurde von Konrad Winterstein am 19.06.2017, 15:36 Uhr veröffentlicht.