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Hanne Lübbehüsen/SP-X - 28. Juli 2015, 17:01 Uhr - 4x4 Allrad RATGEBER

Ratgeber: Kindersicherheit im Auto - Anschnallen für die Kleinsten

Ein dickes Kissen als Sitz-Ersatz? Ein Kindersitz mit ausgefransten Gurten? Unfallforscher schlagen bei derartiger Kindersicherung die Hände über dem Kopf zusammen. Aber was ist richtig?

War es vor Jahrzehnten noch nicht selbstverständlich, schnallen die allermeisten Eltern heutzutage ihre Kinder im Auto an. Damit Kinder im Auto wirklich sicher sind, gibt es aber noch mehr zu beachten.

Worauf sollte man beim Kindersitzkauf achten?
Man sollte sich an Testurteilen orientieren, beispielsweise von Autozeitschriften, Autoclubs oder der Stiftung Warentest. Billige Kindersitze erfüllen häufig zwar die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen, offenbaren bei diesen Crashtests aber Mängel. Vergünstigte Auslaufmodelle von Markenherstellern sind im preissensiblen Bereich oft die bessere Wahl. Darüber hinaus muss man darauf achten, dass das Kindersitzmodell auch ins eigene Auto passt.

Bis zu welchem Alter sollten Kinder rückwärts sitzend mitfahren?
Kinder sollten bis zum Alter von drei oder vier Jahren in einem rückwärtsgerichteten Sitz gesichert werden, propagiert Autohersteller Volvo. Das ist sicherer für das Kleinkind, wird doch so sein sensibler Nacken besser geschützt. Denn die Kräfte, die bei einem Frontalcrash - der gängigsten und oft gravierendsten Unfallform - auf den Nacken wirken, wenn der Kopf nach vorn geschleudert wird, kann ein Erwachsener aushalten, ein kleines Kind meist nicht. Zahlen der Volvo-Unfallforschung aus Schweden, wo Kinder oft bis zum Alter von drei oder vier Jahren rückwärts sitzen, belegen den Nutzen. In den neuen Kindersitzen nach der europäischen i-Size Norm sitzen die Kleinsten bis zum Alter von 15 Monaten immer rückwärts, im Handel gibt es auch rückwärtsgerichtete Kindersitze für Ältere.

Welchen Vorteil bietet Isofix?
Die meisten Autos der vergangenen zehn Jahre haben Isofix an Bord, Neuwagen sowieso. Dabei handelt es sich um ein einfaches Befestigungssystem für Kindersitze, bei dem der Sitz mit einem Klick in zwei Metallschlaufen am Sitz einrastet. Das geht bequem und schnell, Fehlbedienung fast ausgeschlossen. Bei der Befestigung mit einem Gurt machen viele Eltern Fehler, zum Beispiel weil sie nicht bemerken, dass der Gurt verdreht ist oder ihn nicht fest genug anziehen. Bei älteren Fahrzeugen kann man oftmals auch Isofix nachrüsten.

Kann ich auch einen gebrauchten Sitz kaufen?
Man sollte nur dann einen gebrauchten Sitz kaufen, wenn er unbeschädigt ist, empfiehlt der ADAC: Der Sitzkörper darf z.B. keine Risse, Verformungen oder Bruchstellen aufweisen. Gurte dürfen nicht rissig sein oder ausfasern, die Gurtschlösser müssen einrasten. Außerdem muss die Bedienungsanleitung vorliegen. Auch ein gebrauchter Sitz sollte unbedingt die Prüfnorm ECE R 44/03 oder ECE R 44/04 aufweisen. Tipp: Aus dem Bekanntenkreis kaufen, so dass eine unübliche Abnutzung besser hinterfragt werden kann.

Bis zu welchem Alter brauchen Kinder einen Sitz?
In Deutschland schreibt die StVO in § 21 vor, dass Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, einen Sitz benutzten müssen.

Genügt auch ein dickes Kissen als Unterlage?
Nein, denn bei einem Aufprall kann das Kissen verrutschen, so dass das Kind unter dem Sicherheitsgurt hinaus rutscht und sich verletzt. Außerdem sorgt eine professionelle Sitzerhöhung durch dafür, dass der Gurt so geführt wird, dass er das Kind nicht verletzt - beispielsweise kann ein hochrutschender Beckengurt schwere Bauchverletzungen verursachen.

Muss die Sitzerhöhung für ältere Kinder eine Rückenstütze haben?
Rückenstützen sind nicht zwingend notwendig, aber auch für größere Kinder bequemer und sicherer, da der Kopf besser abgestützt wird.

Ist eine Sitzerhöhung sinnvoll, die bereits in das Auto integriert ist?
Grundsätzlich ja, einen in das Auto integrierten Kindersitz kann man nicht vergessen und er ist auch bei einer spontanen Mitnahme (Klassenkameraden, Mitfahrt bei Großeltern) schnell einsatzbereit. Die Sitzerhöhung, die beispielsweise für Volvo V60, Mercedes B-Klasse oder VW Sharan angeboten wird, lässt sich mit einem Handgriff aus- und einklappen. Da sie im Stil der übrigen Innenausstattung gehalten ist, dürfte es auch einfacher sein, ein widerwilliges Kind von der Nutzung des Sitzes zu überzeugen.

Sollten Kinder den Brustgurt unter den Arm klemmen?
Weil der Gurt am Hals entlang führt, klemmen manche Eltern ihren Kindern den diagonal über die Brust verlaufenden Gurt unter den Arm - ein Fehler. Denn bei einem Unfall kann der Gurt den Körper des Kindes nicht richtig zurück halten, so die Unfallforscher von Volvo. Außerdem schneidet er in die weicheren Teile von Brust und Bauch ein und kann dort zu Verletzungen führen. Wenn der Gurt hingegen am Hals entlang führt, ist das höchstens unangenehm, aber nicht gefährlich.

Welcher Platz im Auto ist für Kinder der sicherste?
Laut ADAC ist der sicherste Platz grundsätzlich auf dem Rücksitz. Auf dem Platz hinten rechts kann das Kind immer auf der Seite zum Fußweg ein- oder aussteigen. Der Platz auf dem Beifahrersitz ist nur sicher, wenn der Airbag ausgeschaltet ist. Wie das geht, steht in der Bedienungsanleitung, bei Zweifeln sollte man in der Werkstatt fragen.

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto RATGEBER wurde von Hanne Lübbehüsen/SP-X am 28.07.2015, 17:01 Uhr veröffentlicht.