ALLRAD-NEWS

Patrick Broich/SP-X - 29. Juni 2015, 16:20 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Mit dem Jeep Cherokee durch die Nationalparks in Utah - Wenn die Autos rot sehen

Bereits seit den späten Sechzigern treffen sich Jeep-Fans aus aller Welt jedes Jahr um Ostern herum in der beschaulichen Wüstenstadt Moab und vervielfachen deren Auto- und Einwohnerzahl. Wir halten den Trip für eine schöne Reisealternative zum etwaigen Badeurlaub in der Karibik.

Der Bundesstaat Utah, im Westen der USA gelegen und wüstenähnlich, aber mit reichlich Gebirge, ist so ziemlich das Gegenteil dessen, wie sich viele Menschen Amerika vorstellen. Hier gibt es weitläufiges Land und Menschenleere statt glasglänzender Wolkenkratzer oder Partystimmung. Der Colorado-River schlängelt sich durch das trockene, einsame Land - die breiten Straßen laden zu Tempoübertretungen ein, Cops sind selten gesehen. Farbe und Formation der Felsen lenken den Fahrer ab und sorgen für die Unterhaltung der übrigen Fahrzeuginsassen. Doch welcher Tourist von außerhalb sollte sich ausgerechnet hierhin verirren, um Urlaub zu machen?

Dass die Region ein Geländewagen- beziehungsweise Jeep-Paradies ist, wissen Kenner natürlich. Und Jeep selbst weiß es wohl so gut wie niemand anders. Warum sollten die Verantwortlichen also nicht einmal in diese verlassene Ecke einladen, um das Können eines herkömmlichen Cherokees unter Beweis zu stellen? Jedenfalls stecken in dem Allradler mit der markanten Front ungeahnte Kletterfähigkeiten. Die meisten SUV-Kunden wollen gar nicht ins Gelände. Kein Wunder also, dass Jeep seinen Traditions-Kompaktkraxler inzwischen auch mit Frontantrieb anbietet. Doch der Offroader hätte seinen Markennamen nicht verdient, wenn es keine Version gäbe, mit der man im Ernstfall nicht so leicht steckenbleibt. Wir waren mit einem handelsüblichen Jeep Cherokee unterwegs, allerdings mit der Trailhawk-Version - ausschließlich zu haben in Verbindung mit dem 200 kW/272 PS-starken  3,2 Liter großen Sechszylinder zum Preis von 48.000 Euro.

Während man in Deutschland selten Terrains antrifft, auf denen man sich so richtig austoben darf, ist dieses Vergnügen bei Moab in Utah einfach und günstig zu haben. Unser Ausflug führt in den Canyonlands National Park, wo man gegen zehn Dollar Eintritt sieben Tage lang mit einem privaten Personenwagen inklusive voller Besatzung herumfahren kann. Der Spruch der Deutschen Bahn ,,bitte Vorsicht bei der Einfahrt" ist hier ebenso angebracht. Gleich zu Beginn wird unser Sechszylinder-Cherokee so richtig gefordert und ist heftigen Verschränkungs-Passagen ausgesetzt, so dass öfter mal ein Rad in der Luft hängt. Wir werden vom Instruktor angewiesen, gleich in den Low Range, also in die extrem kurze Übersetzung zu schalten. Ein Verschränkungsprofi ist der Cherokee nicht gerade und wird während des Trips noch öfter das Bein heben. Umso wichtiger, dass hinten eine Differentialsperre arbeitet, die den Jedermann-4x4 souverän über schwierig befahrbare Pfade streben lässt, an denen manche von uns vielleicht schon zu Fuß scheitern würden.

Und schon wenig später erfährt man, warum es ohne weitere Untersetzung nicht geht. Von weitem harmlos scheinende Steigungen können den Fahrer bereits ins Schwitzen bringen, wenn er sie erst einmal zu befahren beginnt. Wo geht es lang? Vom Steuer aus ist rasch nur noch blauer Himmel zu sehen, im Schneckentempo muss man sich den Hang hochtasten, der zwar wellig, aber zum Glück asphaltiert ist. Der sonor klingende V6 zieht den Zweitonner aber anstandslos hoch. Eine kurze Verschnaufpause ist kein Problem, das Fahrzeug rollt nicht zurück und fährt auch ohne Mühe wieder an. Auf der Kuppe steht der Jeep-Einweiser und streckt den Daumen nach oben, ,,gut gemacht" murmelt er. Viel erklärt wird generell nicht, man muss selbst ein bisschen Erfahrung mitbringen, um hier ohne Angstschweiß über die Runden zu kommen. Nach dem Scheitelpunkt geht es logischerweise wieder bergab.

Bergabfahr-Kontrolle rein und das Gas kurz antippen. Schon rollt der Geländegänger vorsichtig herunter, man fühlt sich jedenfalls sicher. Ein bisschen mehr Gas - und der Cherokee wird schneller, ohne aus dem elektronischen Sicherungsanker zu springen. Sobald das rechte Pedal wieder gelupft wird, bremst er sich wieder auf Schrittgeschwindigkeit ein. Da soll mal jemand sagen, Elektronik im Auto könne nicht sinnvoll sein.

Apropos Schrittgeschwindigkeit: Viel schneller geht es hier nicht voran, und man kann den ganzen Tag verbringen, um ein paar Meilen zurückzulegen im klimatisierten Auto mit Blick auf die herrlich rot schimmernden Felsen und einem faszinierenden Weitblick über die Landschaft - je nach Höhenlage. Etwas Vorsicht ist geboten, denn es wimmelt auch vor recht schmalen Abschnitten, an deren Seiten der Abgrund in einige hundert Meter Tiefe lauert. Unterwegs begegnen wir auch anderen Markenvertretern - da sind umgebaute Wrangler mit sicherlich größerer Achsverschränkung, die sich souverän den Weg durch die Unwegsamkeit bahnen. Als wir wieder auf der Landstraße sind, freuen wir uns jedoch, den modernen Cherokee zu haben. Der legt geteerte Wegstrecken nämlich ziemlich komfortabel zurück. Einige hundert Kilometer onroad in der gleichen Zeit wären auch denkbar gewesen - ähnliches Panorama inklusive.

Was also tun? Mit einem Miet-Geländewagen in einen der vielen Nationalparks der Region und sich an den Hindernissen versuchen oder doch lieber drumherum fahren? Wie man sich auch entscheidet, Utah mit seinen atemberaubenden Felsen und den schneebedeckten Berggipfeln ist definitiv eine Reise wert. Am besten natürlich mit einem Jeep, der passt einfach in die Gegend. Übrigens wird es auch Ostern 2016 wieder ein großes Markentreffen geben. Und noch ein Jahr später wird die Veranstaltung 50-jähriges Jubiläum feiern. Wir sagen jetzt schon einmal herzlichen Glückwunsch!

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Patrick Broich/SP-X am 29.06.2015, 16:20 Uhr veröffentlicht.