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Günter Weigel/SP-X - 22. Juni 2015, 10:15 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

SUV und Plug-in-Hybrid - Zwischen Pest und Cholera

Das KBA verkündet fast allmonatlich neue Rekorde beim SUV-Absatz. Das lässt die Kassen süß klingeln, hat aber auch Schattenseiten. Für die Umwelt und sogar für die Hersteller selbst.

Die SUV-Segmente boomen und die Autohersteller hätten eigentlich allen Grund zur Freude. Denn große, mittlere oder kleine Fahrzeuge im Geländewagen-Stil bringen meist deutlich mehr Gewinn als etwa eine gleich große Limousine. Konzeptbedingt - die Fahrzeuge sind relativ schwer und haben einen hohen Windwiderstand - verbrauchen SUVs allerdings auch deutlich mehr Sprit. Zwar haben die Hersteller in den letzten Jahren einiges unternommen, um den Konsum zu drosseln, doch auch normale Pkw fahren immer sparsamer. Der Abstand bleibt also erhalten.

In der Ober- und Mittelklasse reagieren Mercedes, BMW, Porsche und Audi mit der teilweisen Elektrifizierung der SUV, um anstehende oder geplante Flottenverbrauchswerte und CO2-Emissionsvorschriften einzuhalten. Das klappt theoretisch vorzüglich, weisen Modelle wie der gerade vorgestellte Mercedes GLC 350e als Plug-in-Hybrid doch Verbrauchswerte von unter 3 Litern auf und pusten je Kilometer nur um 60 Gramm Kohlendioxid in die Atmosphäre. Wie gesagt theoretisch.

Trotzdem: ,,Wir müssen um 2020 zumindest sechststellige SUV-Stückzahlen mit Plug-in-Hybrid haben", sagt Thomas Weber, Forschungs-Chef von Mercedes. Gemessen am Absatz scheint also ein Anteil von fünf bis maximal zehn Prozent an Hybridautos mit Steckdosenanschluss nötig, um künftige CO2-Grenzwerte einzuhalten und gleichzeitig die Profitabilität zu gewährleisten.

Ein Problem, das alle Hersteller teilen. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) sieht vornehmlich die Premium-Hersteller vor der Wahl zwischen ,,Pest und Cholera": Einerseits brauche man Plug-in-Hybride um die CO2-Grenzwerte zu erreichen. Andererseits seien die Kosten für Plug-ins und rein elektrischen Modelle deutlich höher als für Benzin- oder Dieselvarianten. ,,Aber wenn sie zu teuer sind, werden sie gar nicht gekauft", so Bratzel. Also müsse der Hersteller auf Marge verzichten. Was wiederum Aktionären und Börsianern missfällt.  

,,Die Produzenten", glaubt Bratzel, ,,werden auf eine Punktlandung spekulieren." Wenn 2021 die 95-Gramm-CO2-Hürde beim Flottenverbrauch greift, würden sie gerade so viele Plug-in-Hybride und reine E-Modelle wie notwendig bauen, um die Grenzwerte einzuhalten.

Je länger allerdings der SUV-Boom anhält, desto mehr elektrifizierte Fahrzeuge werden auch nötig sein. Helfen könnte der technische Fortschritt und ein wenig auch der Skaleneffekt größerer Produktionszahlen. ,,Es wird für die Hersteller immer wichtiger, möglichst schnell die Kosten für Hybride und E-Modelle zu senken", so Bratzel. Ein entscheidender Kostenblock sei hier die Batterie. Bei der gebe es noch deutlich Luft nach unten.

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Günter Weigel/SP-X am 22.06.2015, 10:15 Uhr veröffentlicht.