ALLRAD-NEWS

Michael Specht (vm) - 29. Mai 2015, 10:19 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Renault Kadjar: Frankreichs Tiguan

Kompakte SUV bleiben die Lieblinge der Autofahrer. Das spürt besonders Renault. Mit dem Captur landeten die Franzosen vor zwei Jahren einen Volltreffer. Das Modell ist das meistverkaufte seiner Klasse in Deutschland. Jetzt kommt, eine Klasse darüber, der Kadjar. Den Erfolg seines kleinen Bruders wird er allerdings nicht wiederholen können.

Kompakte SUV bleiben die Lieblinge der Autofahrer. Das spürt besonders Renault. Mit dem Captur haben die Franzosen vor zwei Jahren einen Volltreffer gelandet. Das Modell ist das meistverkaufte seiner Klasse in Deutschland. Jetzt kommt - eine Klasse darüber - der Kadjar. Den Erfolg seines kleinen Bruders wird er allerdings nicht wiederholen können.

Mit dem Kadjar ist Renault alles andere als ein Trendsetter, eher ein Nachahmer. Er hat bereits eine Menge Mitbewerber. Als Platzhirsch gilt unangefochten der VW Tiguan. Konkurrenz für den Kadjar - ausgesprochen "Kat-dschar" - kommt unter anderem von Hyundai, Kia, Toyota, Mitsubishi, Ford und natürlich von der Schwester-Marke Nissan. Kadjar und der Nissan Qashqai teilen sich eine technische Plattform. Entsprechend schwierig wird es für Renault, Klassen-Primus beim Absatz zu werden. Gute Chancen, vorne mitzumischen, bestehen dennoch. Auf einer ersten Proberunde überraschte das SUV mit sehr ausgewogenen Fahreigenschaften, gutem Komfort und laufruhigen Motoren.

Der Kadjar liegt mit seinen 4,45 Metern Länge genau zwischen einem Renault Scénic und Mégane Kombi. Weil er fast genauso niedrig ist wie der deutlich kleinere Captur, kann man dem Kadjar durchaus eine gewisse Sportlichkeit bescheinigen - zumindest optisch. Die gedrungene Linie geht jedoch nicht zu Lasten der Insassen. Vorne wie hinten gibt es nichts zu mäkeln, Kopf- und Beinfreiheit sind mehr als ausreichend. Auch beim Kofferraum zeigt der Kadjar Nehmerqualitäten. Ist der variable Ladeboden in der oberen Raste, können Getränkekisten und Ähnliches bequem hineingeschoben werden. Keine Stufe stört. Lediglich die Rücksitzlehnen fallen nicht ganz in die Waagerechte. Dennoch schluckt Renaults neues SUV bis zu 1 478 Liter Gepäck. Als Fünfsitzer sind es immerhin 472 Liter. Und bei nach vorne umgelegter Beifahrer-Sitzlehne passen sogar Gegenstände bis zu 2,56 Meter Länge hinein.

"Au revoir" heißt es für die klassischen Rundinstrumente im Cockpit. Einzug hält die modernste Elektronik. Das TFT-Display ist - einmalig in dieser Form und in dieser Klasse, sogar umschaltbar. Vier Designs und fünf Farben stehen zur Auswahl, je nach dem, ob der Fahrer lieber dem Tacho oder dem Drehzahlmesser den Vorzug geben möchte oder eine rote, blaue oder grüne Beleuchtung bevorzugt. Die Ablesbarkeit ist in jedem Fall einwandfrei. Apropos Sicht: Gewöhnungsbedürftig beim Kadjar sind die hohen vorderen Kotflügel, besonders in jenem Bereich, in dem sie in den Windschutzscheiben-Rahmen (A-Säule) überlaufen. Gegenstände wie Poller, hohe Kantsteine oder Begrenzungspfähle können so leicht mal in einer Rangiersituation übersehen werden.

Zum Marktstart am 21. Juni hat der Kadjar-Kunde zunächst die Wahl unter drei Motorisierungen: ein 1,2-Liter-Benziner mit 96 kW/130 PS, ein 1,5-Liter-Diesel mit 81 kW/110 PS und ein 1,6-Liter-Diesel mit 96 kW/130 PS. Letzterer kann auch mit einem Doppelkupplungs-Getriebe und mit Allradantrieb geordert werden. Alle Aggregate sind Turbo-Direkteinspritzer. Schon der kleine Benziner hinterlässt einen agilen Eindruck. Er läuft ruhig, dreht geschmeidig hoch und harmoniert gut mit der manuellen Sechsgang-Schaltung. Die noch bessere Elastizität allerdings besitzen die Diesel. Besonders der 1,6-Liter-dCi gefällt durch leisen Lauf und kräftigen Durchzug schon bei niedrigen Drehzahlen. Und natürlich verbrennen Selbstzünder ihren Kraftstoff effizienter als Benziner. Renault gibt für die 110-PS-Version gar nur 3,8 Liter als Normverbrauch an. Der größere Motor mit 130 PS kommt auf 4,3 Liter. Wer will da noch behaupten, SUV seien Klimakiller?

Punkten will der Kadjar auch mit Fahrerassistenz-Systemen. Je nach Ausstattungslinie stehen unter anderem die automatische Spurhaltung, City-Notbremsfunktion, Parkpilot, Verkehrszeichen-Erkennung und der Fernlicht-Assistent in der Preisliste. Was fehlt, ist ein Abstandsradar. Kunden jüngeren Alters dürften die einfache Verbindung mit dem Smartphone zu schätzen wisse, allerdings erst ab der zweiten Ausstattungslinie "Experience". Daher wird die Grundversion "Life" nur für Extrem-Sparfüchse und vielleicht Flottenbetreiber interessant sein. Sie startet bei 19 990 Euro, was natürlich ein gesetzter Marketing-Preis ist. Pferdefuß: Den Basis-Kadjar gibt es nur als Benziner. Immerhin sind Klimaanlage, Radio und geteilt umlegbare Rücksitzlehnen serienmäßig an Bord. Man kann also ganz gut leben mit dem "Life". Teurer wird es mit den Dieselmotoren. Die 110-PS-Variante beginnt bei 25 290 Euro. Sollen es 130 PS sein, sind es bereits 26 990 Euro. Und wer mit seinem Kadjar auch im Winter Traktion spüren möchte und Allradantrieb wählt, nähert sich bereits dicht der 30 000-Euro-Marke.

Bewertung:
Plus: guter Komfort, angenehme Fahreigenschaften, großzügige Platzverhältnisse
Minus: schlechte Sicht nach schräg vorne, nur ein Benzinmotor zur Auswahl, Extras teils an Ausstattungslinien gebunden

Michael Specht/mid

Technische Daten: Renault Kadjar Energy dCi 130:
Viertüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Metern: 4,45/1,84/1,60/2,65, Kofferraumvolumen: 472 bis 1 478 l, Wendekreis: 10,72 m, Leergewicht: 1 490 kg, max. Zuladung: 474 kg, Tankinhalt: 55 l.

Motor: 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinder-Diesel mit 96 kW/130 PS bei 4 000/min, 6-Gang-Schaltgetriebe, max. Drehmoment: 320 Nm bei 1 750/min, 0-100 km/h: 9,9 s., Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h, Verbrauch: 4,3 l Diesel auf 100 km, CO2-Emission: 113 g/km, Preis: 26 990 Euro.

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Michael Specht (vm) am 29.05.2015, 10:19 Uhr veröffentlicht.