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Peter Eck/SP-X - 16. April 2015, 12:51 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Test: Volvo V40 Cross Country T5 AWD - Das schwedische Natur-Bürschchen

Volvo? Das ist doch die Marke mit den Kombis, mit dem Familienimage und dem hohen Sicherheitsniveau. Autos halt, die so richtig total sozialverträglich sind. Von wegen. Die Schweden können auch anders.

Schweden, das steht für uns als zur Romantik neigenden Deutschen für den verheißungsvollen Klischee-Mix aus Sozialstaat, Pippi Langstrumpf und Mitternachtssonne. Vielleicht noch garniert mit einem leichten Schaudern bei der Lektüre eines brutal-blutrünstigen Stockholm-Krimis. Und was Autos angeht, da gibt es ja Volvo - und nur noch Volvo. Die Marke und ihre Produkte, mehr aber noch der Fahrer, stehen immer noch für eine Art Gutmenschentum, das sich natürlich besonders gut in einem der familienfreundlichen Kombis - am besten im ein wenig in die Jahre gekommenen V70 manifestiert. Wer schon mal den Prenzlauer Berg in Berlin besucht hat, könnte ahnen, was wir meinen.

Die inzwischen zum chinesischen Geely-Konzern gehörenden Schweden haben die mit einem solchen Image einhergehenden Gefahren natürlich längst erkannt und sind weiter, als es manche Schweden-Fans wahrhaben wollen. So etwa mit Fahrzeugen, die es durchaus mit ,,deutscher Unvernunft", zum Beispiel in Form von hochmotorisierten Kompaktautos á la Golf GTI, aufnehmen können, ja mehr noch unbedingt aufnehmen wollen. Mit dem V40 Cross Country T5 wurde uns ein genau solches Auto vor die Türe gestellt.

Zunächst ein paar Begrifferläuterungen: Cross Country steht bei Volvo für die Leicht-SUV-Variante bürgerlicher Modelle mit den üblichen Zutaten von Höherlegung über spezielle Anbauteile bis hin zum hier serienmäßigen Allradantrieb. Den braucht dieser V40 auch, denn T5 wiederum steht für den derzeit potentesten Motor dieser Baureihe mit schlanken 180 kW/245 PS.

Dieser Volvo will also nicht in erster Linie Hort der Sicherheit für eine Kleinfamilie sein, sondern spricht eher den sportlichen Junggesellen an, dem ein Mercedes A250 zu aufgesetzt, ein BMW 125i zu sehr Klischee und ein VW Golf GTI zu spießig ist. Eine Familie wäre ohnehin mit einem Kauf nicht gut beraten, denn hinten geht im V40 eher eng zu.

Der V40 CC macht auch sonst keine Gefangenen und kompromisslos auf schwedischen Naturburschen, wobei die erwähnten Platzverhältnisse hinten und das Kofferraumvolumen von nur 335 Litern ihn eher als Bürschchen erscheinen lassen. Darüber hinaus ist er knallhart abgestimmt und verfügt nur über einen Rest von Komfort, vor allem wenn die Straßen nicht vom Feinsten sind - und wo in Deutschland sind sie das schon? Einen gesunden Rücken zu haben ist in diesem Volvo also von Vorteil. Wir hätten uns bei der Fahrwerksabstimmung auf jeden Fall eine sensiblere Hand gewünscht.

Herzstück des Schweden ist natürlich sein starker Motor, einer aus der neuen Reihe von 2,0-Liter-Maschinen, die künftig die Basis aller Antriebe sowohl bei Diesel als auch bei Benzinern bilden. Der angesichts der Leistung relativ kleine Hubraum kombiniert mit Turboaufladung ergibt, und das ist ja der eigentliche Sinn des sogenannten Downsizings, niedrige Verbräuche von in diesem Fall 6,4 Litern auf dem Prüfstand. Allerdings ergeben sich daraus auch Probleme, nicht nur bei Volvo übrigens, sondern bei allen Herstellern. Denn nur wer mit dem Gasfuß sehr, sehr vorsichtig umgeht, erreicht einigermaßen akzeptable Werte. Wer die teuer eingekaufte Leistung allerdings wenigstens ab und zu mal nutzen will, muss Verbräuche hinnehmen, die locker auf das Doppelte der Norm hinauslaufen. Wir kamen in zwei Wochen im Schnitt auf 10,2 Liter. Wie gesagt, kein spezifisches Problem der Marke, trotzdem immer wieder ärgerlich.

Der hohe Praxisverbrauch, die harte Federung und das schmale Platzangebot machen den V40 Cross Country zu einem Zeug für Fahrer. Gutverdienenden möchte man hinzufügen, denn preislich bewegt sich Volvo fast auf dem Niveau des deutschen Premium-Trios. Auch und gerade was die Aufpreispolitik angeht. Eine dankenswerterweise von Volvo dem Testwagen zugelegte Liste weist einen Grundpreis von 37.980 Euro für den V40 CC mit T5-Motor in der Ausstattungsversion Momentum auf. Unser Testwagen kam auf fast 51.000 Euro.

Dafür erhält man ein kerniges Fahrzeug mit voller Assistenzarmada, allerdings auch einigen Bedienungsschwächen. Das und die harte Abstimmung verleidet so manche Fahrt, die der reinen Bewältigung von Strecken dient und eben nicht dem Spaß an der Bewegung. Wer dagegen nicht aufs Ankommen, sondern aufs Fahren setzt und zudem nicht bange auf die Tankuhr schaut, wird am Schwedensportler richtig Freude haben. Nicht nur am starken Motor, sondern auch an der präzisen Lenkung und der hellwachen Achtgang-Automatik.

Und irgendwie ist es ja mit dem V40 CC T5 dann doch wie mit dem guten alten V70: Man fährt auch den schnellen Schweden, um sich vom Mainstream irgendwie abzuheben. Dazu ist der knackige Kompakte trotz einiger Schwächen dann doch eine gute Wahl.

Volvo V40 Cross Country T5 AWD - Technische Daten:
Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Kompaktklasse; Länge: 4,37 Meter, Breite: 2,04 Meter, Höhe: 1,46 Meter, Radstand: 2,65 Meter, Kofferraumvolumen: 335 Liter
2,0-Liter-Turbobenziner, Allradantrieb, Achtgang-Automatik, 180 kW/245 PS, maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.500 - 4.800 U/min, 0-100 km/h: 6,1 s, Vmax: 210 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 149 g/km, Abgasnorm: Euro 5, Effizienzklasse: C, Testverbrauch: 10,2 Liter
Preis: 37.980 Euro (Ausstattungsniveau: Momentum)
Preis des Testwagens: 50.890 Euro

Kurzcharakteristik:
Warum: kräftiger Motor, umfassende Ausstattung, hohes Sicherheitsniveau, gute Verarbeitung
Warum nicht: sehr hoher Praxisverbrauch, harte Federung, wenig Platz
Was sonst: VW Golf GTI Performance, BMW 125i, Mercedes A 250

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Peter Eck/SP-X am 16.04.2015, 12:51 Uhr veröffentlicht.