ALLRAD-NEWS

Michael Kirchberger/SP-X - 15. April 2015, 15:22 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN

Fahrbericht: VW Golf Variant Alltrack, GTD und R - Höher, tiefer, noch tiefer

Der VW Golf Variant will kein biederer Vertreter-Kombi sein. Gleich drei neue Varianten sollen das mit viel PS und schickem Styling unterstreichen.

VW gefällt sich einmal mehr darin, die Erfolgsbaureihe Golf um weitere Derivate zu erweitern. Unter dem Motto ,,höher, schneller, weiter" wird diesmal das Programm bei der Kombiversion Variant ausgebaut: um zwei Sport- und eine Offroad-Variante.

Wer die technischen Daten der Neuheiten studiert erkennt, dass ,,höher" auf das Plus von zwei Zentimetern verweist, das dem Fahrwerk des Variant Alltrack eine gewisse Schlechtwegetauglichkeit bescheren soll. Das ,,Schneller" und das ,,Weiter" könnten jedoch genauso als ,,tiefer" und ,,noch tiefer" durchgehen. Denn die erste GTD-Version eines Golf in Kombiform trägt den hohen Fahrleistungen mit einem Verlust von 1,5 Zentimeter Bodenfreiheit Rechnung. Das Spitzenmodell, der Golf R Variant, duckt sich verglichen mit den Serienmodellen gar um zwei Zentimeter tiefer auf den Asphalt.

Neu sind die Zutaten für die Variant-Varianten nicht. Schon seit geraumer Zeit etwa bedient VW mit dem Passat Alltrack, ebenfalls einem Schlechtwegekombi, die Wünsche der Mittelklasse-Käufer nach stämmiger Autostatur und unverhohlener Offroad-Optik. Was also liegt näher, als den Golf in die gleiche Richtung fahren zu lassen. Er geht serienmäßig mit Allradantrieb auf die Reise, bekommt ein eigenständiges Design mit ausgestellten Radläufen, markant geformten Stoßfängern an Bug und Heck sowie teils zweifarbig abgesetzten Seitenschwellern. Über eine Haldex-Kupplung wird die Motorkraft bei Bedarf an die Hinterräder weitergegeben, sie sind rundum aus Leichtmetall gefertigt und wenigsten 17 Zoll groß. Drei Diesel mit 81 kW/110 PS bis 135 kW/184 PS sowie ein 1,8-Liter-Benziner mit 132 kW/180 PS, der später im Jahr folgen wird, bilden die Motorenpalette. Die stärksten Triebwerke bekommen serienmäßig das Doppelkupplungsgetriebe DSG mit sechs Gängen, die anderen müssen sich mit einer manuellen Sechsgangschaltung begnügen.

An Bord sind die üblichen Assistenzsysteme, aber auch der Bergabfahr-Helfer, der wie bei Tiguan oder Yeti die vorgewählte Rollgeschwindigkeit regelt. Über Bremse oder Gaspedal kann das Tempo schrittweise verringert oder angehoben werden. Der Unterfahrschutz vorne und hinten weist auf die gesteigerten Off-Road-Fähigkeiten hin, für den wirklich professionellen Einsatz im Gelände ist der Golf Alltrack mit seinen eher wie Zierrat wirkenden Anbauteilen jedoch viel zu schade. Trotz der vergrößerten Bodenfreiheit muss er sich vor wahren Bodenwellen und tiefen Furchen fürchten. Immerhin stempelt ihn die hohe Anhängelast schließlich doch zum Profi im Betrieb. Bis zu 2.000 Kilogramm darf er ins Schlepp nehmen. Wer die Tiguan-Alternative ordern will, muss mindestens 35.775 Euro investieren.

Der zweite Debütant trägt das Kürzel GTD, das bisher der stärksten Diesel-Version der Limousine vorbehalten war. Die kraftvollste Ausführung des Zweiliter-Selbstzünders kommt dem Kombi erstmals in der Markengeschichte zugute. 4,4 Liter Diesel verbraucht die 184 PS/135 kW starke Maschine auf 100 Kilometer nach Normwert, 1.000-Kilometer ließen sich so ohne Tankstopp zurücklegen. Mit erheblicher Durchzugskraft schiebt der Selbstzünder den frontgetriebenen Golf an, die Traktionskontrolle hat besonders bei nasser Fahrbahn alle Hände voll zu tun, das hohe Drehmoment zu bändigen. 380 Nm stehen schon bei 1.750/min bereit, 7,9 Sekunden vergehen beim Sprint von 0 auf 100 km/h. Die Preisliste startet bei 31.975 Euro.

Sehr sportlich ist der GTD unterwegs, noch ausgeprägter sind diese Eigenschaften jedoch beim Golf Variant R, ebenfalls bislang nur als Limousine zu haben und ein Neuling in der Kombi-Familie. Wie der GTD hat er die elektronische Differenzialsperre XDS+, die das kurveninnere Rad abbremst und dem kurvenäußeren mehr Drehmoment zuteilt. Das zieht den schärfsten Variant förmlich in die Kurve, Fahrvergnügen pur wird geboten. Außerdem gibt es den R-Kombi als einzigen Spross der Baureihe nicht nur mit einer Sport-Ausführung der elektronischen Stabilitätskontrolle, sie lässt sich außerdem vollständig abschalten. Was nur für Spezialisten und auf abgesperrter Strecke empfohlen wird.

Schon in der Sport-Einstellung erlaubt das ESP sanfte Drifts, die sich in harmonischen Linien absolvieren lassen. Der serienmäßige Allradantrieb hilft außerdem dabei, die satte Motorleistung des hochaufgeladenen Zweiliter-Vierzylinders (221 kW/300 PS) auf die Straße zu bringen. Sei steht unterdessen stets parat, schon bei 1.800/min liegt das Maximum von 380 Nm an. 5,1 Sekunden braucht der Golf Variant R von null auf 100 km/h. Während sich diese Angabe in der Praxis durchaus nachvollziehen lässt, ist der Verbrauch von 7 Liter je 100 Kilometer wohl ein eher theoretischer Wert. Vor allem dann, wenn mit dem Druck der R-Taste die Parameter von Lenkung, Dämpfung, Gasannahme und Motorklang auf Rennstreckenniveau gebracht wurden. 250 km/h sind mit der elektronischen Abregelung zu machen, Tempo 270 wäre ohne sie möglich, sagen die VW-Techniker.

Die Ausstattung ist artgerecht. Bi-Xenon-Scheinwerfer, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Radio, Klimaautomatik, Lenkrad, Sitze und das Fahrwerk sind in sportlicher Weise gestaltet und konfiguriert. Der Golf R ist als Limousine schon ein reizvolles aber rares Exemplar auf der Straße. Der 42.925 Euro teure Hochleistungs-Variant wird eine noch seltenere Spezialität werden.

VW Golf Variant- Technische Daten
Viertüriger Mittelklassekombi mit fünf Sitzplätzen. Länge: 4,57 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,47 Meter. Radstand: 2,64 Meter, Ladevolumen: 605-1.620 Liter

VW Golf Variant GTD:
Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und Direkteinspritzung, Hubraum: 1.968 ccm, 184 PS/135 kW, 380 Nm von 1.750 bis 3.250 1/min. Manuelles Sechsganggetriebe, Frontantrieb
Vmax: 231 (229) km/h, 0-100 km/h in 7,9 (7,9) s, Verbrauch kombiniert nach Norm: 4,4 (4,8)  l/100 km, CO2-Ausstoß: 115 (121) g/km, Leergewicht: 1.475 (1.495) kg, Grundpreis: 31.975 (33.925) Euro.
(Werte in Klammern für 6-Gang-DSG)

VW Golf Variant R:
Vierzylinder-Benzinmotor mit Turbolader und Direkteinspritzung, Hubraum: 1984 ccm, 300 PS/221 kW, 380 Nm bei 1.800 bis 5.500 1/min. Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen, Allradantrieb, Vmax: 250 km/h (abgeregelt), 0-100 km/h in 5,1 s, Verbrauch kombiniert nach Norm: 7 l/100 km, CO2-Ausstoß:  164 g/km, Leergewicht: 1.258 kg, Grundpreis: 42.925 Euro.

VW Golf Variant Alltrack:
Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und Direkteinspritzung, Hubraum 1.598 ccm, 110 PS/81 kW, 250 Nm bei 1.500-3.000 1/min. Manuelles Sechsganggetriebe, Allradantrieb,
Vmax: 187 km/h, 0-100 km/h in 12,1 s, Verbrauch kombiniert nach Norm: 4,8 l/100 km, CO2-Ausstoß: 124 g/km, Leergewicht: 1.544 kg, Grundpreis: 30.200 Euro

Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und Direkteinspritzung, Hubraum 1.968 ccm, 150 PS/110 kW, 340 Nm bei 1.750-3.000 1/min. Manuelles Sechsganggetriebe, Allradantrieb,
Vmax: 207 km/h, 0-100 km/h in 8,9 s, Verbrauch kombiniert nach Norm: 4,9 l/100 km, CO2-Ausstoß: 127 g/km, Leergewicht: 1.555 kg, Grundpreis: 32.675 Euro.

Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und Direkteinspritzung, Hubraum 1.968 ccm, 184 PS/135 kW, 380 Nm bei 1.750-3.250 1/min. Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen, Allradantrieb, Vmax: 219 km/h, 0-100 km/h in 7,8, s, Verbrauch kombiniert nach Norm: 5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 132 g/km, Leergewicht: 1.584 kg, Grundpreis: 35.775 Euro.

Golf Variant - Kurzcharakteristik:?
Warum: Den GTD weil stark und sparsam, den Alltrack weil funktional und multitaskfähig. Den Variant R, weil er ein Unikum ist.
Warum nicht: Den GTD wegen Traktionsschwäche, den Alltrack weil zu schick fürs Grobe, den Variant R, weil die billigere Limousine den sportlichen Ansprüchen genügt.
Was sonst: Variant GTD: Astra Sports Tourer 2.0 CDTI, Seat Leon ST X-Perience; Alltrack: Skoda Octavia Scout, Audi A4 Allroad Quattro; Variant R: Ford Focus Turnier ST, Seat Leon ST TSI Cupra 280

Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Michael Kirchberger/SP-X am 15.04.2015, 15:22 Uhr veröffentlicht.