Patrick Broich/SP-X - 18. März 2015, 12:49 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN
Fahrbericht: Cadillac Escalade - Ist der dick, Mann!
Der neue Cadillac Escalade trägt unter seiner modern aussehenden Außenhaut ebenso moderne Technik vom autonomen Bremssystem bis zum LED-Vollscheinwerfer. Von seiner ur-amerikanischen und rustikalen Art hat er dennoch keinen Deut eingebüßt. Wir haben das Dickschiff zu einer ersten Ausfahrt entführt.
Zum üppigen Preis von 96.500 Euro liefert Cadillac eine Vollausstattung. Unter anderem sind immer an Bord: Navi, Bose-Klangsystem, autonomes Bremsen, Dämpfer mit adaptiver Regelung, Entertainment-System mit Monitor im Fond, Headup-Display, LED-Scheinwerfer, Lenkrad-Heizung, belüftete wie beheizte Memorysitze, Niveauregulierung, Rückfahrkamera mit 360 Grad-Sicht, schlüsselloses Schließsystem, elektrisch umlegbare dritte Sitzbank, aktiver Tempomat (bis zum Stillstand verzögernd).
Wer den American Way of Drive liebt, kommt an dem 5,18 Meter langen Schlachtschiff gar nicht vorbei. So ist die Lenkung noch immer so herrlich indirekt wie beim Vorgänger, das Fahrwerk himmlisch weich und die ledernen Fauteuils so anschmiegsam wie ein Kuscheltier. Doch etwas hat sich im Vergleich zur ausgelaufenen dritten Generation drastisch verbessert: Materialanmutung sowie Verarbeitungsqualität müssen sich auch vor deutschen Nobel-Offerten keineswegs verstecken. Bestand das Interieur des letzten Escalade noch hauptsächlich aus Plastikwüste, verwöhnt die aktuelle Ausgabe mit fein gearbeiteter Rindshaut und edlem Wurzelholz, das den Namen auch verdient. Fans technischer Gimmicks kommen ebenso auf ihre Kosten - so gibt es nicht nur TFT-Fläche in Form eines heute selbstverständlichen Bildschirms in der Mittelkonsole, sie ersetzt auch die bisher üblichen Tachoskalen samt mechanischer Zeiger. Das Instrumentarium kann alles darstellen von Bordcomputer bis Straßenkarte, und vor dem Durchschnittsverbrauch prangt selbstbewusst ein ,,V8", damit man auch ja weiß, was unter der wuchtigen Motorhaube werkelt.
Das bekommen die Insassen aber auch auf die Ohren; nach Druck auf die Start-Taste dreht der 6,2-Liter kurz dezent bollernd hoch. Dann bitte den mächtigen Lenkrad-Wählhebel auf ,,D" rücken, und der 313 kW/426 PS starke Riesen-Cadillac hebt beim Beschleunigen die futuristisch gestaltete Nase. Design-Manager Chip Thole bekommt leuchtende Augen, wenn er über das Blechkleid des Escalade referiert und weist vor allem auf die markant gezeichneten LED-Frontleuchten hin, deren ausdrucksstarke Segmente sich in der Tat ins Gedächtnis ihrer Beobachter brennen.
Ein Brandherd ganz anderer Art entsteht im Bereich der hinteren Pneus, denn wenn das Mega-SUV als heckgetrieben unterwegs ist, malt es problemlos schwarze Striche auf den Asphalt. In der 4WD-Stellung bringt das Großkolben-Aggregat seine 610 Nm Drehmoment schlupffrei auf die Fahrbahn und reißt es binnen weniger als sieben Sekunden auf Landstraßen-Tempo. Bei 180 Sachen wird der Hahn allerdings abgedreht, was im Sinne der passiven Sicherheit auch gut ist. Erstens reagiert der Brocken empfindlich auf Seitenwind und zweitens neigt er sich in schnell gefahrenen Kurven ganz schön zur Seite- der Escalade ist eben ein waschechter Ami.
Noch ein bisschen mehr davon gibt es mit der Langversion: Die auf 5,70 Meter angewachsene ESV-Variante (ab 98.700 Euro) bietet vor allem in der dritten Sitzreihe mehr Beinfreiheit. Der Zustieg gelingt tadellos, denn die Freifläche zwischen Sesseln in der zweiten Reihe bildet förmlich einen Korridor, durch den selbst große Personen geradezu hindurch spazieren können. Und das Entern der Wohnstube fällt zumindest mit den elektrisch ausfahrbaren Trittbrettern leicht, die in der Basisversion zusätzliche 1.680 Euro erfordern. Wahrlich beeindruckend ist bei der Langversion das Heckabteil, das selbst mit voller Bestuhlung noch über 1.000 Liter Volumen bereithält.
Bei der Anhängelast schwächelt die Euro-Version so ein bisschen und darf maximal 3,1 Tonnen an den Haken nehmen, während 3.500 kg in dieser Klasse eigentlich Standard sind. Doch es reicht noch immer für einen hochwertigen Trailer.
Überzeugen wird der Escalade in Deutschland wohl nur wenige Fans. Das liegt nicht zuletzt am überschaubaren Händlernetz von gerade einmal elf Anlaufpunkten - und hierzulande gelten Mercedes, BMW, Audi oder Porsche einfach mehr.
Cadillac Escalade 6,2 L-V8 - Technische Daten:
Luxus-SUV, Länge: 5,18 Meter, Breite: 2,06 Meter, Höhe: 1,90 Meter, Radstand: 2,95 Meter
6,2-l-Achtzylinder mit Direkt-Einspritzung, 313 kW/426 PS, maximales Drehmoment: 610 Nm bei 4.100 U/Min, Vmax 180 km/h, 0-100 km/h in 6,7 s, Durchschnittsverbrauch: 13,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 302 g/km, Effizienzklasse E, ab 96.500 Euro
Cadillac Escalade - Kurzcharakteristik:
Alternative zu: eigentlich ist der Escalade ohne echte Alternative auf dem deutschen Markt, allerdings kommen ihm Mercedes GL, Range Rover und Audi Q7 am nächsten
Passt zu: Fans amerikanischer Autos, die auf Nutzwert und Achtzylinder stehen
Sieht gut aus: immer und überall
Wann er kommt: sofort
Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Patrick Broich/SP-X am 18.03.2015, 12:49 Uhr veröffentlicht.